Leitfaden zur Untergrundprüfung an Fassaden

Prüfung des Untergrundes auf Eignung für einen Anstrich mit Silikatfarben.

Der Untergrund ist die Basis für jedes nachfolgende Beschichtungssystem. Zur Erzielung eines dauerhaften Anstrichergebnisses ist es deshalb erforderlich, den Untergrund vor einer Beschichtung auf etwaige Mängel zu untersuchen. Gemäß VOB, Teil C, DIN 18363 (Anstricharbeiten) müssen Untergründe daraufhin geprüft werden, ob sie für die vorgesehenen Leistungen geeignet sind. Diese Untersuchung obliegt dem Auftragnehmer, der bei ungeeigneter Beschaffenheit des Untergrundes Bedenken (§ 4, Abs. 3 VOB B) anzumelden hat . Zum Beispiel:

  • nicht genügend festem, gerissenen, feuchten Untergründen,
  • Sinterschichten,
  • Ausblühungen und
  • absandenden, kreidenden Putzen etc.

Dabei handelt es sich um baustellenübliche Untersuchungen, die meist auf den ersten Blick erkennbar und einfach durchzuführen sind. Im Folgenden beleuchten wir die Untergrundprüfung vor der Verarbeitung von Silikatfarben.

 

1. Putzhohlstellen

Putzhohlstellen sind durch das Abklopfen festzustellen (am besten mit einem Hammer) – eine besonders einfach durchzuführende Prüfmethode. Nicht oder ungenügend haftende Ausbesserungsstellen, Hohlstellen von Putz- Beton- und Porenbeton sind durch einen anderen Klang erkennbar.

Lösung: Abschlagen der losen Teile und durch einen Neuputz ersetzen, der der Mörtelgruppe des vorhandenen Putzes entspricht. Strukturgleich anpassen.

 

2. Risse

Risse beeinträchtigen häufig die Funktion des Putzes. Da es mehrere Rissarten gibt, ist die Ursache der Risse zunächst zu ermitteln (siehe auch BFS-Merkblatt Nr. 19).

Zu unterscheiden sind:

2.1 Putzrisse, die nicht vom Putzträger ausgehen. Dies sind haarfeine, netzartige Risse, die durch Putzlagen hindurchgehen können und bei trockenem Putz oft nicht sichtbar sind. Erkennung durch Benetzungsprobe. Danach zeichnen sie sich dunkel ab.

Lösung: Schlämmanstriche mit SIO Quarzitfüllern

2.2 Vom Putzträger ausgehende Risse an Stoß- und Lagerfugen. Sie gehen durch die ganze Putzlage hindurch, bis in die Mauerwerksfugen. Sie werden durch Formänderung, als Folge unterschiedlicher Ausdehnungskoeffizienten von Wandbildnern wie Mischmauerwerk, Fensterbänken usw. verursacht.

Lösung: z. B. Anbringung einer Dehnungsfuge an Fensterbänken, ggfs. ist ein SIO Fachberater hinzuziehen. 

2.3 Konstruktionsbedingte Risse, z.B. an Deckenanschlüssen verlaufen meist horizontal.

Baudynamische Risse sind tektonisch bedingte Risse. Sie entstehen durch das Setzen des Baugrundes. 

Diese Rissarten unterliegen ständiger Bewegung durch Temperaturschwankungen, Feuchtewechsel, Zug-, Druck- und Schubspannungen. Das Ausmaß der Bewegungen ist kaum abschätzbar. Somit können diese Risse nicht dauerhaft saniert werden. 

3. Sinterschichten

Sinterschichten können durch Bindemittelanreicherung bei Neuputzen entstehen. Sie sind meist, jedoch nicht immer, an ihrem Oberflächenglanz im trockenen Zustand erkennbar. Durch Ankratzen z.B. mit einem Nagel und anschließender Benetzungsprobe sind sie durch Dunkelfärbung der Kratzspur zu erkennen.

Sie verhindern die Verkieselung der Silikatfarbe mit dem Untergrund, da sie wie eine Trennschicht wirken.

Lösung: Fluatierung mit SIO Ätzflüssigkeit

4. Putzfestigkeit – Untergrundsaugfähigkeit

Putzfestigkeit – Untergrundsaugfähigkeit sind die wichtigsten Prüfungen des Untergrundes vor einem Silikatfarbenanstrich.

Die Oberflächenfestigkeit bei Putzen ist mit einer Kratzprobe oder durch das Abreiben mit der Hand zu prüfen. Gleichzeitig ist eine Benetzungsprobe mit Wasser erforderlich. Sie kann mit einer Spritzflasche o. ä. durchgeführt werden.

4.1 Bei geringer Oberflächenfestigkeit und extremem Absanden des Putzes.

Lösung: Entfernen des mürben Putzes durch einen Neuputz.

4.2 Bei hoher Saugfähigkeit des Untergrundes (das Wasser zieht sofort in den Untergrund ein).

Lösung: Grundierung mit Siofix, um das Kreiden des nachfolgenden Silikatanstriches zu vermeiden.

4.3 Bei normaler Saugfähigkeit des Untergrundes (das Wasser zieht langsam in den Untergrund ein und färbt den Untergrund dabei dunkel)

Lösung: Hier kann direkt mit SIO Silikatfarben gestrichen werden. Auf eine Grundierung ist zu verzichten, da u.U. eine Verglasung des nachfolgenden Anstriches erfolgt.

4.4 Bei nicht vorhandener Saugfähigkeit des Untergrundes (das Wasser bleibt auf dem Untergrund stehen, perlt ab, der Untergrund färbt sich nicht dunkel)

Lösung: SIO Fachberater hinzuziehen. Ein Anstrich ohne besondere Maßnahmen könnte Abplatzungen zur Folge haben!

5. Haftfestigkeit – Abplatzungen von Altanstrichen – Blasenbildungen

Die Haftfestigkeit ist durch einen Klebestreifentest oder durch eine sogenannte Gitterschnittprobe zu ermitteln.

Meist genügt der Klebestreifentest. Dabei wird z. B. ein Kreppklebeband mit dem Daumen fest auf den Untergrund aufgedrückt und ruckartig abgezogen. Bleiben dabei Fragmente des Anstriches am Klebeband hängen, ist der Altanstrich nicht mehr tragfähig für einen Neuanstrich.

Etwas genauer ist die Gitterschnittprüfung. Es sind je 6 parallel laufende Ritzschnitte mit einem Taschenmesser im rechten Winkel zueinander, bis auf den Untergrund, einzuritzen. Anschließend wird ein 25 mm breites, transparentes Klebeband über den Gitterschnitt angedrückt und sofort ruckartig abgezogen. Sind die Schnittränder vollkommen glatt und zeigen keinerlei Abplatzungen, ist die Haftfestigkeit als sehr gut zu bewerten. Sind mehrere Quadrate teilweise oder ganz abgeplatzt oder ist die abgeplatzte Fläche größer als 35%, dann ist die Haftfestigkeit schlecht.

Abplatzungen und Blasenbildungen sind ohne Hilfsmittel visuell zu erkennen. Insbesondere treten letztere häufig bei kunstharzgebundenen Altanstrichen auf, die eine zu geringe Wasserdampfdiffusionsfähigkeit besitzen. 

Lösung: Bei schlechter Haftung, sichtbaren Abplatzungen oder Blasenbildungen ist das Entfernen des Altanstriches erforderlich.

6. Verfärbungen – Algen, Pilze, Flechten, Huminsäuren etc.

6.1 Grüne Verfärbungen deuten auf einen Algenbefall hin. Die Ursachen sind vielfältig (klimatische Bedingungen, Mikroklima im fassadenangrenzenden Bereich – Bäume, Sträucher, falsche Beschichtung etc.). Sie können mit einer stark vergrößernden Lupe als meist kugelartige Gebilde erkannt werden.

Lösung: Hochdruckreinigung, Behandlung mit SIO Alga-Ex oder SIO Fung-Ex, danach Beschichtung mit wasserabweisenden SIO Silikatfarben, ggfs. einen SIO Fachberater hinzuziehen

Grüne Verfärbungen können aber auch durch Kupferablagerungen auftreten, wenn Regenwasser über Kupferblechabdeckungen auf die Fassade gelangt. Diese lassen sich mit der Lupe von Algen unterscheiden.

Lösung: Bitte ziehen Sie einen unserer Fachberater hinzu.

6.2 Schwarze Verfärbungen deuten auf einen Pilzbefall hin.  Auch sie sind dort zu finden, wo Nährstoffe im Untergrund in Form von organischen Verbindungen und ausreichender Feuchtigkeit vorhanden sind. Sie sind mit einer stark vergrößernden Lupe meist als dunkle fadenförmige Gebilde zu erkennen. 

Lösung: Hochdruckreinigung, Behandlung mit SIO Fung-Ex; Beschichtung mit wasserabweisenden SIO Silikatfarben, ggfs. einen SIO Fachberater hinzuziehen. 

6.3 Grün, orange, blau oder grau gefärbte Beläge auf Fassaden deuten auf einen Flechtenbefall hin. Diese Organismen treten i. d. R. erst nach jahrelang vorausgegangenem Pilz- und Algenbefall auf. Sie sind mit bloßen Auge gut erkennbar.

Lösung: Eine gründliche mechanische Entfernung ist erforderlich, da eine Hochdruckreinigung alleine oft nicht ausreicht. Reste von Flechten auf der Fassade können, auch wenn sie abgestorben sind, zu Anstrichabplatzungen führen!
Behandlung mit SIO Fung-Ex, danach Beschichtung mit wasserabweisenden SIO Silikatfarben, ggfs. unseren Fachberater hinzuziehen.

6.4 Braune Flecken, die häufig an landwirtschaftlich genutzten Gebäuden anzutreffen sind, werden durch sogenannte Huminsäuren hervorgerufen. Sie sind wasserlösliche Abbauprodukte aus organischer Materie, die durch die Wände hindurchwandern. Sie rufen dort braune, bis braunschwarze Flecken hervor. Von Rostausblühungen, die ebenfalls braune Flecken bilden, lassen sie sich durch einen Chlorbleichlaugetest unterscheiden. Bei diesem Testverfahren wird etwas Chlorbleichlauge (Domestos o. ä.) auf die Flecken aufgetragen. Bei Anwesenheit von Huminsäuren tritt nach kurzer Zeit eine Aufhellung bzw. Entfärbung ein.

Lösung: Behandlung mit Humin-Ex.

7. Ausblühungen durch Salze

Mauerwerk, welches nicht ausreichend vor aufsteigender Feuchtigkeit geschützt ist, kann durch Kapillarwanderung mit sog. bauschädlichen Salzen belastet sein. Dies trifft hauptsächlich für alte Gebäude zu, die meist vor dem 2. Weltkrieg erbaut wurden. Salze erzeugen Schäden durch den sog. Kristallisationsdruck: Kapillarwasser transportiert bei der Verdunstung Salze in den oberflächennahen Bereich. Dabei kann das Mauerwerk, der Putz und der Anstrich zerstört werden.

Sie sind bei massivem Befall durch „Salzbärte“, das sind watteartige, meist weiße Oberflächenablagerungen, sichtbar. Ohne besondere Maßnahmen werden Neuanstriche zerstört. Nicht jede Salzbelastung ist visuell festzustellen. Deshalb sollte vor der Neubeschichtung bei Altbauten und in Zweifelsfällen eine Salzanalyse im SIO Labor durchgeführt werden.

Lösung: Entfernen des salzbelasteten Putzes und Ersatz durch das SIO Sanierputzsystem (nicht WTA). Das SIO Sanierputzsystem enthält nur so viel Hydrophobierungsmittel, dass einerseits keine Durchfeuchtung durch Regenwasser stattfindet und andererseits das Überstreichen mit reinen, d. h. mit kunststoffdispersionsfreien Silikatfarben, ohne Haftungsprobleme möglich ist.

8. Bindemittel des Altanstriches

Einer alten Anstrichschicht ist nicht immer anzusehen, welcher Art der Anstrich ist. Durch eine Lösemittelprobe, z. B. mit Nitroverdünnung oder einem geeigneten Abbeizer kann man feststellen, ob es sich um einen kunstharzgebundenen oder mineralischen Anstrich handelt. Bei alten Dispersionsanstrichen tritt eine Quellung auf, der Anstrich lässt sich danach mehr oder weniger entfernen. Schwierig wird die Aussage, ob es sich um eine Dispersionssilikatfarbe handelt. Letztere zeigt im Gegensatz zu Dispersionsfarben nur eine sehr geringe Anlöseneigung. Silikatfarben reagieren überhaupt nicht mit dem Lösemittel. Im Zweifelsfalle sollte eine Untersuchung im SIO Labor durchgeführt werden, um das bestmögliche Anstrichmaterial bestimmen zu können.